Neues Logistikzentrum des Industrie Center Obernburg in Betrieb

Etwas über ein Jahr dauerte die Erstellung des 71.000 m2 Fläche umfassenden neuen Logistikzentrums des Industrie Centers Obernburg (ICO). Die Fläche verteilt sich auf sieben Hallen mit je rund 10.000 m2. Die Investition von rund 50 Mio. Euro erfolgte durch die Mainsite GmbH & Co.KG als Betreibergesellschaft des ICO. Abgeschlossen wurde das Gesamtprojekt im November 2019 mit der offiziellen Schlüsselübergabe. Es befindet sich mittlerweile im Eigentum der LIP Invest GmbH, München.

Je nach Erfordernis der Nutzer bieten die Logistikhallen insgesamt Platz für über 200.000 regalierte Stellplatzeinheiten. 25.000 m2 befestigte Außenanlagen dienen als Stau-, Rangier- und Parkflächen. Die Hallenhöhe beträgt (Unterkante Binder) 10,60 Meter. Die Hallen sind mit jeweils zehn Rampen/Toren ausgestattet und verfügen über 6-to-Klappkeilbrücken zur variablen Fahrzeugbe- und -entladung. Weiter stehen pro Halle ca. 900 m2 auf einer Mezzaninebene als Büro-, Sozial- und Fachbodenlagerflächen zur Verfügung. Zusätzlich ermöglichen acht Sektionaltore ebenerdige Warenanlieferung und –abholung. Eine Warmwasserheizung für temperaturempfindliche Waren und Produkte, eine 200- Lux-LED-Beleuchtung, eine moderne Brandmeldeanlage, eine Sprinklerzentrale mit Löschwasserbevorratung und einem Deckensprinklernetz sowie Wandhydranten stehen ebenfalls zur Verfügung. Das gesamte Gelände verfügt über einen Zaun und wird vom Werkschutz der Mainsite sowie von der ICO-Werkfeuerwehr sicherheitstechnisch betreut.

 

Bereit für den Klimawandel: Bayerns größtes Biodiversitäts-Gründach mit 71.000 qm!

Ein Highlight des gesamten Bauprojekts bildet das Gründach - es ist das Größte in Bayern – und erregte bei Baufachleuten wie Logistikexperten einiges Aufsehen. Neben Studierenden und Spezialisten verschiedener Universitäten besichtigten auch verschiedene Gruppen aus Wirtschaft und Politik das Gründach. Eine Forschungsgruppe der TU Braunschweig führt aktuell mit einer Wetterstation aufwändige Messungen auf dem Dach durch. "Die Ausgangslage ist für uns aufgrund der Größe des Daches ideal", so Prof. Weber. "Bislang haben wir auf einem 9.000 qm großen Dach in Berlin gemessen und die Methodik überprüft. Aufgrund der Größe des ICO-Logistikdachs versprechen wir uns deutlich genauere und auch aussagekräftigere Ergebnisse". Gemessen werden Luftfeuchte, die Feuchtigkeit der Substratschicht, die Windrichtung und zahlreiche andere Daten. Aus ihnen lässt sich errechnen, ob und wieviel CO2 das Dach bindet und Emissionen reduziert. Die Messungen dauern ein ganzes Jahr lang, um einen kompletten Wetter- und Vegetationszyklus abzubilden und zu erforschen, ob es auch saisonale Unterschiede gibt. Die Daten können Sie hier live abrufen.

Der bei der Dacherstellung verfolgte nachhaltige Ansatz zielt darauf ab, die natürliche Artenvielfalt an Pflanzen und Bodenarten entsprechend den klimatischen Verhältnissen am Untermain abzubilden. Es verfügt neben dem etwa 10 cm dicken Substratbelag auch über sandige und steinige Bereiche. Aufgeschichtete Totholzstapel bieten Insekten aller Art die Möglichkeit zur Ansiedlung. Nach anfänglich erforderlicher Pflege entwickelt sich auf dem Dach ein eigener Biorhythmus, der dem auf dem Boden entspricht. Die Grünfläche, die dem Bau des Zentrums weichen musste, wird so auf dem Dach wieder ausgeglichen und es entsteht in luftiger Höhe ein neues Habitat für die heimische Fauna und Flora. Für das Gründach zeichnet die Firma Gründach Westerwald GmbH verantwortlich. Sie wird beraten von Dr. Stephan Brenneisen vom „Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen“ der Hochschule Zürich, wo er die Forschungsgruppe Stadtökologie leitet. Dr. Brenneisen ist seit Jahren ein international vielgefragter Experte auf dem Gebiet der nachhaltigen Dachbegrünung.

Der Mehraufwand in den Baukosten, überwiegend verursacht von der Tragkonstruktion für rund 8.000 Tonnen schwere Dach, kompensiert sich über den Lebenszyklus in verschiedenen Bereichen. Die Standzeit der Dachhaut liegt mindestens 30% höher und es isoliert besser gegen Wärme und Kälte. Bereits im aktuellen Sommer wurden um 4 Grad geringere Temperaturen in den begrünten Hallen im Vergleich zu marktüblichen Hallen verzeichnet. Zudem dient es als Regenretentionsfläche, d.h. rund 60% des Niederschlags speichert das Dach in seiner Substratschicht. Die restlichen 40% versickern über eine zusätzlich gebaute Rigole im Untergrund. Damit das Dach besichtigt werden kann, ist auch ein etwa 600 Meter langer Rundweg vorgesehen.

Soweit wie möglich griffen die Projektverantwortlichen bei allen Gewerken und Baustoffen auf Unternehmen der Region Bayerischer Untermain zurück. Dies gilt für die gesamten Planungsarbeiten und die Konzepterstellung der Tiefbauarbeiten durch das Laudenbacher Ingenieurbüro ISB sowie die Ausführung der Tiefbauarbeiten im Rahmen der Geländevorbereitung durch die in Niedernberg beheimatete Firma Stix. Auch die mit dem Projekt als Generalunternehmer beauftragte Firma Dreßler Bau GmbH hat ihren Sitz in Aschaffenburg.